Ist Linux das bessere System?

In IT-Zyklen bin ich schon ein Methusalem, allen denen „ZX81“ und „TRS-80“ noch ein Begriff ist, wird es ähnlich gehen. Also habe ich (fast) jede DOS und MS-Windows(R) Version mitgemacht, die heraus kam;

Irgendwann hatte ich dann mal was von Linux gehört und dass es nur für Enthusiasten sei, aber mein Interesse ging gegen null; Ich hatte ja alles was ich wollte und brauchte. Mitte der 1990er habe ich dann meine ersten Versuche gewagt:
Bei einer Lieferung eines Softwaredistributors war kostenlos ein Satz CD’s
„Red-Linux“ Version sowieso-xyz dabei. Ich habe es mit Netzwerk, Audio und allem drum und dran zum laufen bekommen, aber der erste Eindruck war:
„Nee, iss nicht meins, zuviel Bastelbude“
Also die damals in DE bekannteste Distribution von Suse heruntergeladen:
„Schon besser, aber ich bleib dann doch mal bei Bill :-)“

Das alles ist Schnee von gestern!

Ein aktuelles Linux hat genau so viel mit dem Linux von damals zu tun,
wie  Windows(R) 10 mit Windows(R) 3.1.

Nach dem kostenlosen Upgrade von Version 7 auf 10 war ich zunächst begeistert, aber mit jeder Woche Nutzungsdauer hat sich der Nerv-Faktor erhöht. Zum Zeitpunkt meines endgültigen Umschwungs hat mich neben den vielen Kleinigkeiten folgendes am meisten gestört:

  • Große Update-Pakete, die bei der zur Verfügung stehenden Bandbreite ewig dauern. (Es gab ja Ankündigungen dies zu verbessern…)
  • Bei den falschen Update-Einstellungen nimmt sich ein einzelner Windows(R) Rechner die gesamte verfügbare Internet-Bandbreite
  • Unangenehme Werbung.
  • Nicht deinstallierbare, aber für mich unnötige Anwendungen.
  • Zu viele Daten verlassen das System, ohne dass man die Kontrolle, bzw. vertrauenswürdige Information hat, WAS denn überhaupt gesendet wird.
  • Hoher Aufwand, um das System gegen Viren und Trojaner zu schützen.

Zu behaupten, das Betriebssystem sei „schlecht“ wäre allerdings unangemessen und falsch;
Windows(R) 10 ist schneller, sicherer und intuitiver zu bedienen als alle seine Vorgänger.
Das Konzept von einem  „ständig“ angepassten System ist allerdings nicht sooo neu 😉

… und was macht jetzt Linux besser?

Um hierauf zu antworten muss wieder etwas ausgeholt werden.
Z.B. verwende ich Kubuntu ; Nachdem ich mehrere Desktop-Oberflächen über mehrere Wochen getestet habe, ist KDE Plasma für mich das richtige.  Es gibt da draußen aber zig gute und durchdachte Linux Distributionen. Distrowatch.com ist für den Überblick IMHO ganz gut geeignet. Man sollte allerdings nicht unbedingt nach deren Ranking gehen, da sich hier (zumindest in der Vergangenheit) nur die reinen Click-Zahlen wiederf(a)inden.

  • Kost Nix ;-). Man hat die Wahl, sich auch für kostenpflichtige Services der Firmen / Sponsoren hinter einer Distribution zu entscheiden, muss man aber nicht.
  • Linux läuft auch auf relativ schwacher Hardware sehr flüssig (siehe: Rasperry PI). Es ist also deutlich performanter.
  • Keine Systembremse Virenschutz; Grundsätzlich benötigt ein ordentlich konfiguriertes Linux-System von seiner Architektur & Sicherheitskonzept her keinen Virenscanner, so lautet zumindest der allgemeine Tenor. Natürlich macht man als Skeptiker sicherheitshalber den Kommandozeilen-Scanner ClamAV auf das System, filtert seine Mails mit einer Kombination aus Spamassasin und ClamAV und scannt ab und an mal die Festplatte(n).
  • Updates kommen meist in kleinen, handlichen Paketen. Nach der Erstinstallation des Systems und den dort üblichen Updates ist mit Riesen-Downloads erst mal Schluß. Es sei denn, man macht einen Release-Upgrade, wie er jetzt diesen Monat bei mir ansteht. Die größten Datenmenge bei den Updates gehen auf das Konto von Firefox und Thunderbird, aber die werden ja auf dem Release-Kanal nun nicht täglich geändert. Hier wäre noch die Stichworte „Rolling“ und „Rolling-Release“ zu nennen. Manche Distributionen werden permanent mit entsprechenden Upgrades versorgt, so dass man nicht wie z.B. bei Ubuntu alle 6, bzw. 24 Monate einen Release-Wechsel hat, sondern immer das aktuellste, was eben mit dieser Distro eben geht.
  • Nach einem Update ist es nur selten nötig den Rechner neu zu booten.
  • Ein Linux-ISO-Image dient meist als Live-System und zur Installation. Es bringt i.d.R.  alles mit um produktiv Arbeiten zu können. OOTB ist z.B. bei Ubuntu und seinen Derivaten Firefox, und Libre Office gleich mit dabei; Letzters ist weitestgehend kompatibel zu Microsoft(R) Office. Einzig beim Austausch von Präsentationen sind die beiden Produkte etwas zickig zueinander (Libre Office V 5.xx und MS Office 2016).
  • Ja, auch z.B. Canonical macht Werbung in seinem Betriebssystem, die lässt sich allerdings sehr leicht entfernen / abschalten
  • Da alles Open Source ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es relativ schnell auffällt, wenn z.B. ein Entwickler eine Backdoor einbaut. Wer Zweifel hat, schaut sich eben den Quellcode an, oder (als Unternehmen) investiert notfalls und beauftragt einen Experten damit.
  • Durch das Open Source Konzept und die unzäligen, weltweit verteilten, Entwickler wird meist schneller auf das Bekanntwerden von auch kleinen Sicherheitslücken reagiert
  • Auch bei Internet-Riesen wie Amazon und Google setzt man auf Linux. Letzteres Unternehmen definitiv nicht nur bei den Servern. Siehe: „Goobuntu“ und ab 2018 „gLinux“
  • Die meisten Server im Internet werden mit Linux befeuert; Dieser Beitrag wurde beispielsweise von einem Linux-Server abgerufen 😉
  • In mittlerweile fast jedem Gerät, welches eine Firmware benötigt steckt in irgendeiner Form ein Linux dahinter: NAS-Systeme, Kameras, Settop-Boxen, Hausautomationen. etc.

Gegenargumente!?!

„Linux hat so einen hohen Administrationsaufwand, das ist im Geschäftlichen Umfeld zu teuer.“ und „Man muss ein Comuterexperte sein um mit Linux zu arbeiten.“
Zweimal: Nicht unbedingt! (Siehe: Google)
Auf die Kostenseite gehe ich nicht ein, das müssen Rechen-Experten machen 😉
Langfristig ist Linux meines Erachtens nach günstiger; Die Admins brauchen am Anfang etwas mehr Zeit, was aber nach wenigen Wochen wieder auf dem gleichen Niveau ist. Rechner ohne Betriebssystem sind nochmal ein paar Euro günstiger…..
Man muß kein Experte mehr sein, um mit Linux produktiv sein zu können. Ja, es hilft, wenn man weiß was man tut. Aber mal ehrlich: Ist das unter Windows(R) anders?

„Die ganzen tollen Spiele gibt es nur für Windows“
Nö! Aber wer will denn schon immer nur spielen?
Die Firma Valve hat mit Steam die Türe für Linux als erster großer Spiele-Vetreiber geöffnet. Beispielsweise kann man über den Steam-Store durchaus aktuelle Spiele beziehen. Andere Stores bieten eine ähnliche Auswahl.
Wobei es auch sehr schöne Umsetzungen von Spielen unter Linux gibt, die einfach nur kostenlos über die Paketverwaltung ausgewählt und heruntergeladen werden können.

„Für viele Geräte gibt es keine Linux-Unterstützung.“
Ja, stimmt, aber machen wir daraus: manche. Ein prominentes Beispiel sind die Harmony(R) Fernbedienungen von Logitech, die ich auch selbst benutze. Für die Ultimate mit Hub kann man mittels Wine und etwas Konfigurationsaufwand die Windows-Software MyHarmony unter Linux laufen lassen. Für die Fernbedienungen, die bei der Konfiguration zwingend USB brauchen, gibt es eine Linux-Alternative. Auch hier werden die Hersteller irgendwann begreifen, dass Sie ebenfalls für Linux-User entwickeln müssen. Allerdings laufen eben auch Dank der vielen Enthusiasten viele Dinge einfach so unter Linux und sind bereits im Kernel integriert. so habe ich mir Beispielsweise noch keine Gedanken über Treiber für die Netzwerkkarte oder den Scanner gemacht 😉
Außerdem: Irgendwo in einer Schublade einen alten Windows(R)-Laptop zu haben, den man ab und an mal zur Aktualisierung heraus holt, kann ja nicht schaden 😉

Fazit

Für all diejenigen, die ein wenig Interesse an moderner IT haben lohnt sich der Umstieg allemal!
User, die sich auf einfache Aufgaben wie Internet-Surfen, Email, Internet-Videos schauen, Briefe schreiben und Tabellenkalkulation etc. beschränken, haben innerhalb kürzester Zeit OOTB ein funktionierendes System, mit dem sie arbeiten können und sind somit zu 100% mit allem abgedeckt, was sie benötigen.
Es gibt für Linux nichts, was es nicht gibt!
Bildbearbeitung, Videoschnitt, Projekt-Management, Browser und Mail-Clients, die man auch aus der Windows(R)-Welt kennt und schätzt. Die meisten beliebten Open-Source Programme haben übrigens ihren Ursprung unter Linux und wurden erst später auf Windows portiert.
Man muss einfach nur suchen, dann findet man meist die passende Anwendung für die gestellte Aufgabe und das auch noch zum Null-Tarif.

Apropos Null-Tarif:
Ja, die Entwickler veröffentlichen ihre Werke kostenlos und teilen sogar ihr geistiges Eigentum (den Quellcode). Sie tun das ohne Geld zu verlangen, das ist ein Teil des Gedanken von Open-Source.
Totzdem kann man sie unterstützen:
Mit einer keinen Spende hilft man z.B. neue Hardware anzuschaffen um sie zu implementieren. Achtet einfach auf die entsprechenden Spenden-Links. Man muß keine hohen Summen transferieren, ein kleiner Betrag reicht aus (wenn das eine grössere Anzahl von Menschen tut).
Man kann die Open-Source-Bewegung auch einfach durch das Teilen seiner positiven Erfahrungen unterstützen.

…. also los, probiert Linux aus!